Was ist ein Wolfsgarten?
Wolfsgärten stellen den Höhepunkt der Entwicklung von Wolfsfanganlagen dar und sind seit dem 16. Jahrhundert bekannt.
Ein größerer Bereich einer Waldabteilung wurde mit einem Palisadenzaun abgeteilt. Innerhalb der Umzäunung legte man einen Luderplatz an, zu welchem die Wölfe gelockt wurden. Den Wölfen wurde einige Tage freier Zugang gewährt, bis das gesamte Rudel das Luder annahm und im Wolfsgarten versammelt war. Daraufhin schlossen die Jäger die Zugänge im Zaun und trieben die Wölfe in die Fallgruben und Netze.
Der Aufwand zur Errichtung und Unterhaltung eines Wolfsgartens war sehr hoch. Dennoch stellten Wolfsgärten eine Alternative zu den noch kostenintensiveren Treibjagden dar.
Die Falle
Die archäologische Ausgrabung zeigt, dass die Wolfsgruben rund angelegt wurden und mit Holz ausgekleidet waren. Zur Abdeckung der Falle konnten jedoch keine Erkenntnisse gewonnen werden.
Die wiederhergestellte Wolfsgrube ist nun mit einem Drehdeckel dargestellt, wie er von historischen Abbildungen bekannt ist. Ebenso ist aber auch eine einfache Abdeckung aus Ästen, Reisig und Laub denkbar. Der Drehdeckel besitzt den Vorteil, dass er feststellbar ist. Damit stellt er für die Konstruktion des Wolfsgartens die geschicktere Variante dar.
Der Palisadenzaun
Anders als in der Rekonstruktion dargestellt, war der Palisadenzaun 80 cm in den Boden eingetieft. Dies war nötig, da die Wölfe sich sonst unter dem Zaun in die Freiheit gegraben hätten. Aus historischen Beschreibungen ist bekannt, dass Wölfe sogar in der Lage sind, Viehpferche und Ställe zu untergraben, um an Beute zu gelangen.
Lebensbild der Anlage: Die Wölfe haben das Luder (hier ein totes Pferd) angenommen und befinden sich eingeschlossen innerhalb der Jagdanlage. Archäologisch belegt werden konnten zwei Fallgruben und die Umzäunung. Aus Beschreibungen ist bekannt, dass auch Netze verwendet wurden. Zeichnung: Ulrike Wilde.
Schematische Darstellung des Fallenmechanismus der wiederhergestellten Wolfsgrube mit Holzverschalung, Drehdeckel und Palisadenzaun. Die Falle war ursprünglich 3,7 m tief.
Aus Sicherheitsgründen wurde sie nur 1,5 m tief rekonstruiert. Wie die Achse der Falle ursprünglich gelagert war, ist nicht bekannt. Zeichnung: Ulrike Wilde.
Reste der Umzäunung konnten während der archäologischen Ausgrabung 2013 dokumentiert werden. Im Profil ist die Eintiefung in den Boden für den Palisadenzaun, anhand der dunkleren Erdverfärbung, deutlich zu erkennen. Im unteren Bereich des 80 cm tiefen Befundes fanden sich Eisennägel, die ursprünglich von der Holzkonstruktion stammen. Der Verlauf des zweiten Zauns ist im Gelände durch ein Schotterband angedeutet.
Animation Wolfsgrube © Fabien Griessel
Archäologische Ausgrabungen 2013/2014
Die Ausgrabung im Juli/August 2013 und Juni/Juli 2014 war die erste archäologische Untersuchung eines Wolfsgartens. Die Wolfsgruben waren im Gelände nur noch als flache Mulden erkennbar. Hinweis auf die Lage lieferte der Flurname Wolfsgarten. Tatsächlich liegen heute noch viele Jagddenkmäler auf Fluren mit Namen wie z. B. Wolfsgrube, Wolfsgraben, Wolfsgrubenacker, Wolfsluder, Grubenholz, Wolfsloch,…
Wolfsgrube 1 vor der Ausgrabung
Wolfsgrube 1
Die heute wiederhergestellte Wolfsgrube wurde 2013 ausgegraben. Bis in eine Tiefe von 2,5 - 2,7m war die Grube mit modernem Müll verfüllt.
Glücklicherweise konnte im unteren Bereich der archäologische Befund noch erfasst werden. Die Wolfsgrube war ehemals 3,5 - 4 m tief, ca. 2,5 m im Durchmesser und rund. Die Grubenwände waren mit Holz verschalt, damit sich der Wolf nicht heraus graben konnte.
Wolfsgrube 1 während der Ausgrabung.
Deutlich zu erkennen ist die runde Form anhand der dunklen Erdfärbung.
Wolfsgrube 2
Die zweite Wolfsgrube war ähnlich konstruiert wie die wiederhergestellte Fallenanlage. Da beide ehemals mit Holz ausgekleidet waren, entstand nach Entfernung der Hölzer eine komplizierte Schichtenabfolge. Das umgebende Erdmaterial rutschte in die Grube.
Durch starken Regen wurde immer mehr Material eingeschwemmt, sodass im oberen Bereich eine trichterförmige Verbreiterung entstand.
Diese Schichten sind im Schnitt durch die Grube (siehe Abb. unten) zu erkennen. Für die Befunde und Funde gilt: oben liegt das Jüngste (hier moderner Müll) und unten das Älteste.
Wolfsgrube 2, im Schnitt durch die Grube ist die Schichtenabfolge zu erkennen.
Die Lage der Funde ist markiert.
Umzäunung
Die Umzäunung eines Wolfsgartens konnte hier
erstmals archäologisch nachgewiesen werden. Der palisadenartige Zaun umgab die gesamte Jagdanlage.
Die Öffnungen in diesem waren mit Wolfsgruben präpariert.
Diese Situation konnte bei Wolfsgrube 1 (siehe Rekonstruktion) eindeutig dokumentiert werden.
Verwendete Köder
Im unteren Bereich der Wolfsgrubenverfüllung konnten einige Reste von Tieren geborgen werden. Diese wurden ehemals als Köder zum Anlocken der Wölfe gebraucht. Belegt sind Pferd und Ziege
sowie möglicherweise auch Rind und Schwein.
Als Luder wurden bevorzugt alte und kranke Tiere oder Tierkadaver benutzt, für die es keine andere Verwendung mehr gab. Im sauren Milieu des Waldbodens erhalten sich Knochen leider sehr schlecht. Deshalb verwundert es nicht, dass hauptsächlich Tierzähne geborgen wurden. Ein Pferdeschädel konnte nur noch als Leichenschatten in der Erde dokumentiert werden, da die Knochensubstanz bereits vollkommen vergangen war.
Wolfsgrube 2: Leichenschatten eines Pferdeschädels.
Datierung
Die Schriftquellen weisen auf eine Nutzung des Wolfsgartens im 17. und 18. Jahrhundert hin. Archäologische Hinweise zur zeitlichen Einordnung liefert ein aus Grube 2 geborgenes Keramikgefäß. Die Schmauchspuren zeigen, dass der innen gelb glasierte Topf mit Bandhenkel und Ausguss ursprünglich zum Kochen verwendet wurde. Das Gefäß könnte aus dem späten 16. Jahrhundert stammen, aber auch eine jüngere Datierung ist nicht auszuschließen. Der genaue Zeitpunkt der Errichtung des Wolfsgartens konnte nicht geklärt werden. Mitte des 18. Jahrhunderts war die Jagdanlage noch in regem Betrieb, während sie gegen Ende des Jahrhunderts bereits aufgegeben war.
Wolfsgrube 2:
Keramikgefäß
Grube 3
2014 wurde eine dritte im Gelände sichtbare Vertiefung archäologisch untersucht.
In 2,2 m endete der Befund jedoch überraschend. Damit ist die Grube für eine Wolfsfalle nicht tief genug. Es konnten auch keine Funde geborgen werden. So sind die Funktion und das Alter bislang ungeklärt. Dies macht deutlich, dass ohne eine archäologische Ausgrabung die exakte Interpretation von Geländedenkmälern als Wolfsgruben schwierig ist.
Filmdokumentation
Ausgrabung Grube 1
Filmdokumentation
Holzaufbau
Zeichnung: Ulrike Wilde
Die Jagdanlage
Der Wolfsgarten im Bischofsgrüner Forst ist ein einzigartiges Zeugnis historischer Wolfsjagd. Die weitläufige Anlage bestand aus mindestens zwei Wolfsgruben und einer großzügigen Umzäunung. Auf der historischen Karte (siehe Abbildung unten) wird deutlich, was für ein großes Areal die Flur Wolfsgarten einnimmt. Eingezeichnet sind die archäologisch untersuchten Wolfsgruben sowie die im Gelände sichtbaren Reste der Umzäunung (gestrichelte Linien sind hypothetisch). Die Gesamtanlage dürfte deutlich größer gewesen sein, als die untersuchten Flächen. Der dichte Bodenbewuchs in der Waldabteilung macht die Suche nach weiteren Wolfsgruben und Gräben sehr schwierig. Wolfsgrube 1 ist heute im Gelände als Rekonstruktion wiederhergestellt.
Der Bayreuther Markgraf und die Jagd
Den Bayreuther Markgrafen diente die Jagd nicht nur der eigenen Lustbarkeit, sondern vielmehr als Demonstrationsmittel ihrer Macht. Markgraf Christian Ernst (1661-1712) erweiterte den 1606 angelegten Tiergarten in Bayreuth zu einem Ort herrschaftlicher Repräsentation. Die im Bischofsgrüner Wolfsgarten gefangenen Wölfe wurden meist dem markgräflichen Tiergarten lebend überstellt. Durch Schriftquellen sind einige Jagderfolge im Wolfsgarten für die Mitte des 18. Jahrhunderts belegt.
Vermessungsamt Bayreuth, Uraufnahmeblätter NO 92-6 und NO 92-7.
Die Kuhschelle als Warnsystem
Aufsicht über den Wolfsgarten hatte die Bauernfamilie Schaller, deren Nachfahren noch immer auf der Hirschhaid in Sichtweite der Waldabteilung wohnen. Um nicht unentwegt die Fallen im Wolfsgarten kontrollieren zu müssen, war eine geschickte Anlage eingerichtet. Von den Fallgruben führte ein Draht zum Haus der Familie. Nach anderen Beschreibungen war der Draht am Luder befestigt. Zogen die Wölfe an diesem, schellte in der Stube eine Kuhglocke. Das Gehöft diente darüber hinaus den Förstern und Jägern als Quartier, wenn sie auf der Wolfspirsch waren.
Ein Bär im Wolfsgarten
Im frühen 18. Jahrhundert wurde in der Gegend ein Bär gehetzt. Dieser flüchtete sich auf einen Baum und war auch durch Feuer und Rauch zum Herabklettern nicht zu bewegen. Von dieser Tapferkeit beeindruckt, befahl Markgraf Georg Friedrich Karl (1726-1735) das Leben des Bären zu schonen. Tags darauf flüchtete der Bär in den Wolfsgarten und fiel in eine Fallgrube. In einer hölzernen Kiste brachte man den Bären lebend in den Bayreuther Tiergarten.
Das Fallhaus
Das Beködern des Wolfsgartens mit totem Vieh war Aufgabe der Schäfer von Goldkronach und Gefrees. 1757 wurde zur Vermeidung von Seuchen die eigenmächtige Entsorgung toter Tiere untersagt. Aus diesem Grund entstand nordwestlich des Wolfsgartens ein Fallhaus. Der Fallmeister war nun nicht nur für die Entsorgung von Tierkadavern, sondern auch für das Anködern bei den Wolfsgruben und Bärenfängen der Gegend zuständig.
Hölzerne Klappenfalle nach Gaston Phébus Comte de Foix: "Livre de la chasse",
Anfang des 15. Jahrhunderts.
Warum wurde der Wolf gejagt?
Die Besiedlung des Landes durch den Menschen führte ab dem frühen Mittelalter zu einer ständigen Verkleinerung des natürlichen Lebensraumes vom Wolf. Dieser wich immer mehr auf leichter bejagbares Weidevieh aus, wodurch existentielle Konflikte zwischen Mensch und Wolf entstanden.
Da der Wolf sich jedoch hauptsächlich von Rehwild, Rotwild und Wildschweinen ernährt, lag die Wolfsjagd in erster Linie im Interesse der herrschenden Oberschicht. Diese hatte das Privileg zur Jagd, nutzte sie zur Repräsentation und hatte kein Interesse an einem Konkurrenten in den Wäldern.
Die planmäßige Bekämpfung führte schließlich zu einer völligen Vertreibung und Ausrottung des Wolfes in Mitteleuropa. Im Fichtelgebirge wurde der letzte Wolf 1882 erschossen.
Hetz- und Treibjagd
Diese Form der Wolfsjagd war sehr aufwendig, kostspielig und wenig effektiv. Oft dauerte es mehrere Tage bis auf diese Weise ein Wolf erlegt werden konnte. Der große Aufwand machte diese Jagdform sehr prestigeträchtig. Ihren Höhepunkt erreichte die Hetzjagd mit den höfischen Parforcejagden in Frankreich.
Lockjagd und vergiftete Köder
Wusste man Wölfe in der Umgebung, lockte man diese gezielt an. Dafür verwendete man ein totes Tier als Köder und legte zu diesem eine Geruchsspur (Schleppe) an. Dieser Spur sollte der Wolf folgen und wurde schließlich vom Schießstand aus erschossen.
Beliebt waren auch vergiftete Köder, so genannte Wolfskugeln. Beschreibungen derartiger Gifte finden in der Jagdliteratur des 16. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Die Herstellung war stets verbunden mit magischen Formeln und abergläubischen Vorstellungen.
Wolfsangel und Fangeisen
Diese Fallen wurden häufig in Kombination mit Wolfsgruben und in Wolfsgärten verwendet. Wolfseisen oder Tellereisen legte man an den Grubenrand, sodass der Wolf mit einer Pfote hineintrat. Die spitzen Eisenhacken der Wolfsangeln wurden an den Bäumen der Umgebung aufgehängt und mit Fleisch bestückt. Sie funktionierten nach dem Prinzip des Angelhakens.
Jost Amman, Wölfe am Luder und Anlegen einer Schleppe, Federzeichnung 1583,
British Museum London.
Wölfe schnappen nach dem Köder an einer Schlagangel, bzw. hängen an einer ausgelösten Schlagangel. Dictionnaire de toute espèce de casses, Paris 1811.
Grube mit Reisigverblendung und mittlerer Stange mit Rad, worauf der Köder gebunden ist. Stich Ridingers 1729: „Der Wolf in der Grube zu fangen mit Lamm oder Schaf“
Jost Amman, Eingestelltes Jagen auf Wölfe, Federzeichnung 1583, British Museum London.
<
>
Wolfsgrube
Wolfsgruben sind 3-4 m tiefe Fallen, die entweder rund oder quadratisch angelegt wurden. Je nach örtlichen Gegebenheiten wurden sie aus dem anstehenden Fels herausgeschlagen oder mit einem Trockenmauerwerk sowie einer Holzverschalung stabilisiert. Als Fallenabdeckung verwendete man meist eine einfache Konstruktion aus dünnen Ästen, Reisig und Laub. Ebenso geläufig waren Drehdeckel (siehe hier). Eine weitere Möglichkeit ist die Abdeckung durch eine einfache Klappe.
Seit dem frühen Mittelalter sind Wolfsgruben belegt und wurden bis ins 19. Jahrhundert gebaut. Heute ist diese Jagdmethode nahezu völlig in Vergessenheit geraten. Im Wald sind sie noch häufig als Geländedenkmäler erhalten.
Wolfsgrube im Naturpark Steinwald, Stadt Waldershof. Archäologische Ausgrabungen (2009-2011) brachten eine spätmittelalterliche Fanganlage zu Tage, die aus dem anstehenden Granit geschlagen wurde (Seitenlänge 2,4 x 2,4 m, Tiefe 3,5 m). In der Mitte wurde ein Pfosten eingetieft, auf welchem die Abdeckung der Falle aus Ästen, Reisig und Laub ruhte. Der Köder war ebenfalls auf dem Pfosten befestigt oder befand sich innerhalb einer Umzäunung der Falle.
Isegrim
– der Mythos vom bösen Wolf
In Sagen und Märchen wurde der Wolf im Laufe des Mittelalters und der Neuzeit mystifiziert und überwiegend negativ beurteilt. Die hier dargestellte Sage vom Wolfsstein im Fichtelgebirge verdeutlicht seine Rolle in abergläubischen Vorstellungen. Heute noch prägen Märchen wie Rotkäppchen und der böse Wolf unser Bild des Beutegreifers. Diese jahrhundertelang hysterisch geschürten Ängste spiegeln sich auch in der aktuellen Diskussion über die Rückkehr der Wölfe in heimische Wälder wieder. Der Wolf wurde durch die Zeiten aber nicht nur negativ gesehen. Aufgrund seiner Eigenschaften wie Tapferkeit, Stolz, Weisheit und Mut war der Wolf im Wappenwesen ein beliebtes heraldisches Motiv. In vielen Mythen spielt er eine bedeutende positive Rolle: So auch in der Gründungslegende von Rom, in welcher eine Wölfin Romulus und Remus rettet und säugt. Heute noch findet sich der Wolf in Personennamen, wie beispielsweise Wolfgang, wieder.
Nach „Sagen aus Bayerns Nordostgebieten“ von Andreas Reichold; Zeichnerisch umgesetzt von Ulrike Wilde
Der Wolfsstein
Am Fuße des Schneeberges lag einst bei Voitsumra eine große Steinplatte, auf der ein Kreuz und ein Wolfskopf eingehauen waren. Dort war es nicht geheuer, Flämmchen tanzten da. Der Stein erinnerte daran, dass einst der Teufel hier sein Spiel getrieben hatte.
Auf dieser Wiese hütete der Schäfer des Gutes seine Schafe, doch eines Frühjahrs raubte mehrmals ein riesiger Wolf ein Lamm. Selbst der scharfe Schäferhund konnte nichts gegen das Untier ausrichten. So legte sich der Gutsherr, ein ausgezeichneter Jäger, auf die Lauer.
Als der Gutsherr auf den Wolf schoss, zeigte die Kugel keinerlei Wirkung.
Da erkannte der Jäger den Hexenspuk und lud eine Holundermarkkugel.
Am Hinterbein getroffen ließ der Wolf seine Beute fallen und floh jaulend in den Wald. Die Bestie war gezeichnet!
Tags darauf traf der Schäfer die alte Trüpfhäuserin, die sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einen Krückstock stützte. Auf seine mitfühlenden Worte reagierte sie äußerst gereizt. Da erkannte er, dass sie die Hexe sein musste und zeigte sie beim Landrichter an.
Nach der Untersuchung wollte die Alte nicht mitteilen, woher sie sich die Schußwunde am Oberschenkel zugezogen hatte. Daher ließ der Richter sie einsperren, um sie am folgenden Tag peinlich befragen zu lassen. In der Nacht verschwand sie spurlos aus dem Gefängnis.
Der Richter ließ das Trüpfhaus bewachen, doch kehrte die Hexe nicht zurück. Nur eine Fledermaus flatterte um das offene Giebelfenster. Bis zum Herbst blieb es ruhig, dann fiel der Wolf den Schäfer an. Seine Hilferufe vernahm der Gutsherr und eilte herbei.
Mit seinem geweihten Hirschfänger gelang dem Gutsherrn der tödliche Stoß in die Brust des Wolfes, der sich zurück in die Trüpfhäuserin verwandelte.
Fluchend röchelte sie ihr Leben aus.
Um den bösen Zauber zu bannen, wurde sie zwanzig Fuß tief begraben und auf die Stelle die Steinplatte mit einem Kreuz gesetzt. Um an die Geschichte zu erinnern, fügte man später noch den Wolfskopf hinzu.
1 - 8
<
>
Rückkehr in heimische Wälder
Nach fast 200 Jahren siedelt sich der Wolf langsam wieder in Deutschland an. Im Jahr 2000 bekam erstmals wieder ein Wolfspaar aus der Oberlausitz in Deutschland Welpen. Die Wolfspopulationen beschränken sich mit derzeit 23 Rudeln (Stand 2014/2015) hauptsächlich auf die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Wenige Einzeltiere und Paare sind für Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein nachgewiesen.
Auch durch Bayern ziehen immer wieder einzelne Wölfe. 2011 ist ein Wolf am Schneeberg durch eine Fotofalle belegt worden. Insgesamt konnten in Bayern für 2014/2015 (Stand März 2015) drei Wolfsnachweise dokumentiert werden. Da junge Wölfe auf der Suche nach neuen Revieren große Strecken bewältigen, ist dies nicht verwunderlich. Wandernde Wölfe können bis zu 100 km am Tag zurücklegen und treten dabei meist nicht in Erscheinung.
Wölfe können aus vielen Gebieten nach Deutschland einwandern: Norditalien, Schweiz, Französische Alpen, Slowenien, Kroatien, Karpaten (Slowakei/Tschechien), Polen. Besonders das Fichtelgebirge bietet durch größere zusammenhängende Waldflächen günstigen Lebensraum.
Steckbrief
Europäischer Grauwolf
(canis lupus lupus)
Gewicht: 35-45 kg
Lebensweise: in Familiengruppen von 5-10 Tieren
Nachwuchs: 4-6 (8) Junge jedes Jahr
Alter: bis 10 Jahre
Wichtigste Nahrung (95 %):
wilde Huftiere – Rehe, Rotwild, Wildschweine
Streifgebiet von Rudeln:
200 - 300 km², je nach Beutevorkommen
Überleben mit Schwierigkeiten…
Obwohl Wölfe strengsten Schutz genießen, breiten sie sich in Deutschland nur sehr langsam aus. Illegale Bejagung und das dichte Straßennetz machen den Wölfen zu schaffen. Besonders junge Wölfe, die auf der Suche nach einem neuen Revier sind, leben durch den Verkehr besonders gefährdet. Um Junge aufziehen zu können, benötigen Wölfe eine ruhige, ungestörte Umgebung.
Wo ist Platz für den Wolf?
Wölfe können nicht in Nationalparks oder einzelnen Waldgebieten isoliert leben. Zur Sicherung der genetischen Vielfalt brauchen Rudel Kontakt zu Wölfen aus ganz Europa.
Aus diesem Grund ist es wichtig, das dichte Straßennetz mit vielen grünen Brücken und Unterführungen durchlässig zu machen. Dies kommt auch anderen Wildtieren sehr zugute. Zusammenhängende Waldgebiete in Deutschland bieten Lebensraum für Wölfe und müssen geschützt werden.
Ein Konkurrent für die Jäger?
Durch das Fehlen von Beutegreifern ist das ökologische Gleichgewicht gestört. Die hohen Wildtierbestände richten Schäden im Wald an und müssen durch den Menschen dezimiert werden. Da der Wolf sich hauptsächlich von wilden Huftieren ernährt, wird er von vielen Jägern als unliebsamer Konkurrent betrachtet. Tatsächlich aber jagt der Wolf hauptsächlich junge, kranke und sehr alte Tiere und sorgt so für eine natürliche Auslese sowie einen gesunden Wildtierbestand.
Der Wolf im Schafspelz:
Probleme und Lösungen in der Landwirtschaft
Wenn der Wolf die Gelegenheit hat, weicht er auf leichter bejagbares Weidevieh aus. Hier müssen vorbeugende Herdenschutzmaßnahmen getroffen werden. Möglichkeiten wie die Einzäunung, Behirtung und Einstallung von Weidetieren sowie der Einsatz von Herdenschutzhunden wurden bereits erfolgreich erprobt. Lästige Tiere können aktiv mit Lärm und Gummigeschoßen verjagt werden. Für den Fall, dass dennoch Schäden an Nutztieren entstehen, ist in Bayern ein Ausgleichsfonds für die Landwirte eingerichtet worden.
Begegnung mit dem Wolf: Was tun?
Wölfe sind sehr scheue Tiere. Sie bemerken den Menschen frühzeitig und entfernen sich. Dennoch ist es möglich, einen Wolf in der Nähe von Siedlungen oder ruhend im Unterholz zu überraschen. In diesem Fall sollte man sich ruhig verhalten und dem Wolf die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen. Wölfe haben großen Respekt vor dem Menschen und sehen ihn nicht als Beute an.
Je wilder, desto ungefährlicher…
Beutegreifer sollten grundsätzlich nicht daran gewöhnt werden, sich in der Nähe des Menschen aufzuhalten. Während futterkonditionierte Bären schnell ein Problem werden, sind lästige Wölfe extrem selten. Dennoch sollte man Wölfe weder anfüttern noch streicheln. Vielmehr ist es wichtig, dass die wilden Tiere ihre natürliche Scheu vor dem Menschen behalten. Deshalb: Distanz wahren und ruhig bleiben!
© Uwe Tichelmann,
Freundeskreis freilebender Wölfe e. V.
Empfehlenswerte Links:
- Nabu feiert 2015 Jubiläumsjahr: Seit 15 Jahren gibt es wieder freilebende Wölfe in Deutschland! Infos
- Weiterführend siehe: Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.
- Wildpark Mehlmeisel
- Falknerei & Greifvogelpark Katharinenberg in Wunsiedel
Das Projekt Wolfsgarten wird gefördert durch das Bayerische
Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung
des ländlichen Raums (ELER).